Hannelore Schröder
Sind Sklaven Opfer oder Täter?
Historisch-kritisches Wörterbuch des Feminismus.
Bd. I. (A-H) Hrsg. von Frigga Haug.
Berlin 2003, 340 S, E 19,50
Schon der Titel ist Verfälschung: der Inhalt ist
nicht Feminismus, sondern Marxismus-Leninismus.
Frigga Haug hat hier nur Stichwörter aus dem Wörterbuch des Marxismus
von Fritz Haug noch einmal abgedruckt - für praktizierende Kommunistinnen.
Diese nennen sich jetzt "Feministinnen", ihr Nebenwiderpruch heisst
nun "Feminismus." Seit 35 Jahren ist das Ehepaar Haug - Kommunisten
mit fetten Beamten-Privilegien - bekannt für fanatisch linken Antifeminismus:
Vater Haugs Wörterbuch ernährt seit 20 Jahren
800 Mann und über 100 Mitarbeiter, einschliesslich weiblicher Angehöriger.
Auf dieser Pfründe machen die Betonköpfe weiter; Antifeminismus
verkauft sich immer, ML vielleicht noch auf einigen Inseln. Frigga
Haug macht mit. Sie schreibt die meisten Stichworte, d. h. wärmt
nochmals auf, was sie seit 1968 im Argument propagiert, Klassenkampf-Litanei.
- Eine Politologin, Augenzeugin damals in Berlin, spricht von
dem "extrem frauen-feindlichen, dogmatisch marxistisch-leninistischen Zirkel,
der die gesamte weibliche Bevölkerung zum Nebenwiderspruch degradierte
und Ansätze einer feministischen Politik zielstrebig boykottierte"
(in: Mein Kopf gehört mir, 1988; ein geistreicher Titel - im Gegensatz
zu: My brain belongs to daddy.)
Hier und da ein "feministisches" Schönheitspflaster verdeckt die
Bärte der roten Altpatriarchen nicht: diese "Arche Noah" der Marxisten,
so die treue Ehefrau über das Wörterbuch ihres Hausvaters,
betrachtet sie als "Fundstätte für neues Denkens". Ich halte
sie für Wrackstücke in der Sintflut des vergossenen Blutes:
die "Diktaturen der Proletarier"-Patriarchen haben etwa 80 Millionen Menschenleben
vernichtet, ihrem wahren Glauben geopfert und doppelt grausam gegen
weibliche Bevölkerungen gewütet. Wie blind stellen sich die gläubigen
Anhängerinnen, die die roten Dogmen immer noch nachbeten?
Verfälschen, verschweigen, vereinnahmen, verdrehen
("verkehren"), die Wirklichkeit auf den Kopf stellen - das hat Methode.
Bezeichnend ist Haugs Verschweigen von historisch-kritischen Begriffen
und damit Tatsachen: Antifeminismus - fehlt. Kein relevanter Begriff? Publiziere
eine/r ein Wörterbuch zur globalen Judenfrage - und lasse
Antisemitismus weg! Soviel Dummheit, Zynismus und Menschenverachtung sind
undenkbar. - Geht es aber um die weibliche Mehrheit, dann dürfen
sich Antifeministen solche politische Ungeheuerlichkeit und unwissenschaftliches
Vorgehen erlauben.
Weiter fehlen: Antidiskriminierungsgesetze, Affirmative
Action, Class Action, Equal Opportunity, Equal Pay, Frauenerwerbslosigkeit,
Frauendiskriminierung, Frauenfeindlichkeit, Frauenhass, Frauenmord, Femicide/Gynocide,
Frauenpartei usf.. - Dennoch halten sich diese Alt-Marxistinnen
für überlegene "Feministinnen", die die originären, unabhängigen
Feministinnen, von denen sie abschreiben, deren Analysen und Initiativen sie
für sich vereinnahmen, als beschränkt und unfähig diffamieren.
Diese Abwertung dient der eigenen Aufwertung, gemäss der linken Taktik
'teile und herrsche'.
Es ist politisch unerträglicher Antisemitismus, wenn eine/r behauptet,
Juden seien "ein Volk der Täter" gewesen.
Es ist gleichermassen unerträglich, dass Frigga Haug behauptet, Frauen
seien das Geschlecht der Täter, also keineswegs Opfer von Männerherrschaft
und -gewalttätigkeit. Frauen-Opfer - das ist nur eine irrige Konstruktion
von beschränkten Feministinnen, ein "Opferdiskurs", keine Wirklichkeit,
nur "Opferrolle", nur Theater. Haug "verkehrt" Frauen zu "Tätern",
die sich Unrecht und Gewaltverbrechen selbst antuen? Die
Ermordeten sind schuld, nicht die Mörder? Blame the victims: Haug tut
Erfahrungsberichte von Opfern verächtlich ab, wenn sie Mädchen
und Frauen sind; geht es um Männer, dann sind sie "Opfer des Systems",
Kapitalismus, Imperialismus usf..
Das herrschende Geschlecht, Bürger-, Arbeiter- und Dritte- Welt-Patriarchen
sind keine Gewalttäter, sind nicht verantwortlich für
ihre Verbrechen, immer unschuldig. Frauen, die ewig Bösen, sind immer
selbst schuld? -
"Täter ist, wer eine Tat getan hat" - Wer eine Tat nicht getan
hat, ist keine Täterin. Frau Haug ist unfähig dieser einfachen Logik
zu folgen. Sie "verkehrt" Frauenmörder, Vergewaltiger und Schläger
zu "Opfern" - und damit die wahren Opfer zu "Täterinnen"! Männer
ermorden jährlich etwa 800 Frauen - allein in der BRD, Haug erteilt apriori
Freispruch . Es ist bezeichnend für den herrschenden Frauenhass und Antifeminismus,
dass sie und ihr ARGUMENT diese unerhörte Demagogie seit Jahren
ungestraft verbreiten können.
Haug hat nicht einmal Die Wirklichkeit der Hausfrau (Helge Pross, 1975) gelesen,
doch sie "beurteilt" Hausfrauen und unbezahlte Hausarbeit: Arbeit der Hausfrauen
ist "die Überwachung der arbeitenden Männer" ; wenn frau auf dem
Kopf steht, scheinen die armen Arbeiter "Opfer" ihrer bösen Hausfrauen
zu sein.
Es wimmelt von falschen Jahreszahlen, Angaben und Zitaten ( Haug zitiert aus
einem meiner Bücher sogar einen Text, der dort gar nicht steht)
Leserinnen können weinen oder lachen - über solche Komik:
"Mit dem Anschwellen des Kolonialismus werden Wollstonecrafts Ideale über
nationale Grenzen hinweggetragen
", zu fernen Kontinenten. - Wer
hätte vermutet, dass die britischen Kolonialherren "The Vindication of
the Rights of Woman" im Gepäck hatten und in den Kolonien verteilten?
Dieses Wörterbuch ist unwissenschaftlich, frauenfeindlich, antifeministisch
- blamabel.
P. S.: Diese Rezension wurde nach Absprache mit der Redaktion von VIRGINIA geschrieben, die den Abdruck verweigerte, also Zensur ausübte.
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